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Eine Bibliothek bestehend aus Büchern, die an dir gescheitert sind.

Wörter, die hundert Jahre darauf warten müssen, dass man sie erneut aufsagt.

Sie findet verlorene Sätze und umarmt sie: Ihr letzter Anflug von Menschlichkeit.

Eine Sprache wie ein Labyrinth aufbauen, sodass jeder, der sie spricht, sich in ihr verliert. Kommen zwei Menschen miteinander ins Gespräch, suchen beide den Ariadnefaden in den Worten des anderen, und so hangeln sie sich von einem Satz zum nächsten, in der vergeblichen Hoffnung, verstanden zu werden.

Zwei Bücher am Tag lesen, zwei in der Nacht schreiben – dadurch wahrt er sein Gleichgewicht.

Aus jeder Geschichte, egal wie kurz sie ist, noch das Geringste bewahren, und sei es nur das Gehmuster einer Figur oder ihre Art, eine Tasse zu halten.

Er legt seinen Wörtern Maulkörbe an. So darf er frei und unbeschwert reden, ohne zu fürchten, er könne jemanden dabei verletzen.

Nur beim ersten Lesen sind die Zusammenhänge für sie klar, danach vermischen sie sich mit ihren eigenen Erfahrungen und werden trübe.

Sätze retten, in die nächste Stimmung, den nächsten Tag, das nächste Leben.

Etwas nochmal verzeichnen heißt, es zum ersten Mal zu verzeichnen.

Jeden Tag verbietet er sich ein weiteres Wort, so lange bis er verstummt.

An Robert Walser fresse ich mich satt, an Kafka übe ich Selbstverzicht.

Egal, welches Buch du zur Hand nimmst, immer überwiegt das Bedauern, dass es keines der anderen ist.

Er misstraut den Sätzen, die sich ihm sofort erschließen. Er muss erst hinter ihr Geheimnis kommen, damit sie für ihn Gültigkeit besitzen, und je länger es dauert, desto tiefer ist die Verbindung zu ihnen.

Angst vor dem Sprachverlust, sodass man sich in Wörterbüchern ertränkt.

Es bräuchte einen Empfindungsseismographen, der alles Erlebte in den richtigen Ausdruck setzt.

Er beschenkte sich mit den Büchern, die er später selber einmal schreiben würde.

Die eitle Sprache, die sich nicht in ihre eigenen hässlichen Worte kleiden möchte.

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