
Sein Leben an zwei Orten, beide unerreichbar.
Von überall nimmt er etwas mit. Was es ist, weiß er erst, wenn er wieder zu Hause ist. Dann wünscht er sich zurück, um es zu vergessen und nochmal neu zu finden. Doch die Rückkehr muss als ein einziger Sprung stattfinden, keinesfalls darf er die zurückgelegte Distanz bewusst erleben. Erst dadurch wird ihm der verlorene und wiedergefundene Gegenstand zu etwas Verheißungsvollem, da er in keiner Verbindung zu den vertrauten Dingen seiner Heimat steht.
Um sich wirklich heimisch zu fühlen, fehlt ihm der tägliche Zorn.
Erst die Sehnsucht nach der Kindheit lässt ihn alt werden.
Er legte sein Ohr an jede Zimmertür des verlassenen Elternhauses, um darin nach verlorenen Geräuschen zu lauschen wie an einer Muschel.
Du siehst sie einmal im Jahr, für weniger reicht deine Kraft nicht aus.
Er gerät in Aufruhr, wenn man ihm etwas von der Welt draußen erzählt. Er fürchtet sich lieber im Privaten, dort sind ihm die Schrecknisse vertraut.
Ein Dorf allein ist viel zu selten. Überall gibt es Wegweiser und Ortsnamen, die sich aufdrängen und vom Hier wegführen wollen. Am verachtungswürdigsten sind jene Schilder, die in Richtung Mumbai, Las Vegas, Johannesburg oder Tokio zeigen und sich dadurch kosmopolitisch gebärden. Die genaue Angabe der mehrere tausend Kilometer entfernten Städte zerstört jegliches Gefühl vom Jetztsein und lenkt die Gedanken übers Meer hinaus auf einen anderen Kontinent.
Immer das Gefühl, zu Hause etwas vergessen zu haben, und die Erleichterung die eintritt, wenn es sich bewahrheitet.
Er sprach vom Herzen, als hätte er selber eines gehabt.
Die Verengung der Möglichkeiten: Als Kind hattest du einhundert Leben vor dir, heute nur noch eins.
Sie ist überall dort zu Hause, wo die Menschen sie nicht ansehen; wo man sie mitzählt, und sie immer eine zu wenig ist; wo sie das Gefühl vermisst, nicht gebraucht zu werden; wo sie nach allen Seiten greift und nur sich selbst findet; wo sie die Einsamkeit betastet und sich in ihr wund sucht; wo sie jeden Namen kennt, nur ihren eigenen nicht.
Auch das letzte Haus der Straße war verschwunden, oder stand so da, als ob es nie existiert hätte.
Die Kindheitserinnerungen, denen er misstraut. Entweder es fehlt ein wichtiges Detail, oder er fügt Dinge hinzu, von denen er weiß, dass sie nicht wahr sein können. Nichtsdestotrotz sind diese unechten Erinnerungen ihm ein Trost, wirklicher als alle anderen.