Bestimmungen

Orte, deren Namen nur von ihren Einwohnern ausgesprochen werden können. Borgst du dir ihre Zungen, bist du schon ein Teil von ihnen geworden.

Unter hundert Wurzeln schließlich die eigene finden (und sie zerhacken).

Bäume wie Palisaden, die sich gegen den einstürzenden Himmel verteidigen.

Ein Stück unbeschriebene Welt, das langsam untergeht, weil niemand sich daran erinnern kann (sich nicht erinnern möchte?).

Da ist irgendwo noch unerforschtes Gebiet, da sind noch nicht-kartographierte Gegenden, die er immer wieder entdecken muss, als sei es ein innerer Zwang. Auf keinen Fall darf er sie beschreiben, wenn er sie gefunden hat, keine Aufzeichnungen anfertigen, ihren Standort nirgends vermerken. Dann muss er sie von Neuem suchen und finden, selbst wenn es ihn Jahre kostet, sie wieder aufzuspüren. Lediglich in seinen Träumen dürfen sie auftauchen, aber auch dort nur derart, dass am nächsten Morgen nach dem Erwachen eine vage Ahnung von ihnen bleibt. Er nennt es seine Vision und verzagt, wenn sie sich ihm zu eindeutig darstellt.

Zahlreiche Umwege hat sie auf sich genommen, um sich selber nicht mehr sehen zu müssen.

Dort, wo es keinen Himmel mehr gibt, den man betasten könnte, wo man das Rascheln der Blätter abgeschafft hat, wo man ans Nichts glaubt und so dem unvermeidlichen Bildverlust trotzt.

Wohin fändest du zurück, fragte man dich nach deinem Weg?

Er bereist die Gegenden, die ihn an später erinnern, erst per Fuß, dann per Taxi, schließlich per Flugzeug. So formt er seine dreifaltigen Zukünfte, aus unterschiedlichen Blickwinkeln und in verschiedenen Geschwindigkeiten.

Einen Ausweg finden, ohne ihn zu gehen. Die Beruhigung zu wissen, dass es ihn gibt und immer geben wird.

Das geschäftige Treiben und Summen von Bienen auf der Wiese entpuppt sich bei genauerem Hinhören als das monotone Rauschen einer weit entfernten Autobahn.

Einer, der nicht mehr weiß, woher er stammt und dadurch sein Herkunftsland vernichtet.

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